Westend hörbar machen
Was ist so los in unserem Viertel? Dieser Frage möchte die klingende Landkarte akustisch nachgehen und Geschichte(n) aus und im Westend hörbar machen. Auf Hörpfaden soll das Stadtviertel für die Ohren erfahrbar werden, mit Audiobeiträgen unterschiedlicher Formate, die online oder über eine App gehört werden können. Und diese Audiobeiträge können mit eurer Hilfe entstehen – wenn ihr Lust habt, das Westend zu erkunden, Menschen zu interviewen, redaktionelle Beiträge zu verfassen und einzusprechen – kurz: das Westend journalistisch unter die Lupe zu nehmen. Natürlich gibt’s dabei professionelle Unterstützung. Wir haben Elisabetta gefragt, die das Projekt initiiert hat, uns genauer zu erklären, wie das abläuft…
Wer bist du?
Ich bin Elisabetta und wohne hier im Westend, wurde gewissermaßen in dieses Viertel hineingespült. Seit 20 Jahren lebe ich hier, es hat mich aus einer anderen Ecke der Stadt herverschlagen. Schnell habe ich angefangen, das Westend zu lieben, mit seinen verborgenen Orten und Institutionen an vielen Stellen. Spannend finde ich die Mischung aus Altbeständen, wie alte Gemüseläden, im Gegensatz zu Ansätzen der Gentrifizierung mit hippen Cafés und Läden. Hier gibt es jedenfalls eine einzigartige Mischung. Interessanterweise lebe und arbeite ich im Viertel, Wohn- und Arbeitsstätte sind nur 45 Sekunden voneinander entfernt, das ist ja schon sehr ungewöhnlich in einer Großstadt. So lebe ich tagtäglich das Dörfliche, das im Westend noch existiert.
Was machst du?
Ich habe mich schon immer mit Kulturprojekten beschäftigt, privat und beruflich. So arbeite ich zum Beispiel als Guide in der Staatsoper und eben im Kulturprogramm des Bayerischen Volkshochschulverbandes, wo ich die Hörpfade auf der Klingenden Landkarte mit betreue.
Was sind diese Hörpfade?
Ein Hörpfad ist die Verbindung mehrerer Hörstationen zu einem sozusagen hörbaren Weg. Für Westender oder Touristen, die sich hier bewegen, einen Rundgang zu bieten mit verschiedenen Orten und Anlaufpunkten, den sie per App auf dem Smartphone hören können. Die Besonderheit an Hörpfaden ist, dass die einzelnen Hörstationen aus den Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner, der Bürger entstehen – sie sind keine Marketingmaßnahme, die von oben verordnet wird, um einen Ort zu repräsentieren. Vielmehr heben die Menschen vor Ort aus ihrer subjektiven Sicht besondere Schätze – ohne inhaltliche Vorgaben. Die Partizipation der Menschen ist ganz wichtig, ohne sie kann es keinen Hörpfad geben.
Und was ist deine Rolle dabei?
Meine Rolle ist die einer Wegbegleiterin, einer Moderatorin – in Form eines Kurses oder bei festen Treffen helfe ich Hörstationen entstehen zu lassen. Anfangs geht es da mehr um technische und journalistische Grundlagen – wie nehme ich auf, auf welche Umgebungssituationen muss ich achten, wie ist eine Reportage aufgebaut, wie ein Interview und was macht ein Hörspiel aus? Diese Techniken werden vorgestellt und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die einen Hörpfad entstehen lassen möchten, können dann wählen, was sie interessiert und inspiriert und bilden Teams. Die Teams konzipieren dann Hörbeiträge, schreiben dafür die Texte und zeichnen diese auf. In der Konzeptionsphasen holen wir uns noch Unterstützung von Experten: Journalisten und Mediencoaches vom BR geben Feedback, was einen guten Hörbeitrag ausmacht.
Wo und wie kann man sie hören?
Die Hörbeiträge werden auf einer Landkarte online als kurze Podcasts publiziert, auf www.klingende-landkarte.de kann man sie hören, oder via App auf dem Smartphone.
Gibt es einen Hörort, der dir besonders gefällt?
Ich mag gerne die beiden Türme von der Schnapsbrennerei in Oberhaching, die sich auf Bayerisch unterhalten. Das ist ein wirklich lustiges, nettes und in sich geschlossenes Stück. Aber Mundart ist natürlich keine Voraussetzung, um Hörstationen für die klingenden Landkarte zu erstellen! Im Westend könnte ich mir viele Orte vorstellen, die Hörorte werden können, zum Beispiel das Ledigenwohnheim in der Bergmannstraße, Ecke Gollierstraße, das wohl zur Jahrhundertwende für berufstätige Männer, die keine Familie haben, gebaut wurde. Es ist bis heute in Betrieb, eine Arbeit zu haben ist Voraussetzung, um dort zu wohnen, nur als lediger Mann selbstverständlich.
Womit setzen sich Hörpfade auseinander? Was kann eine Hörstation werden?
Alles kann ein hörbarer Ort werden! Spannend sind Orte, an die historische Begebenheiten geknüpft sind, aber es können auch ganz persönliche Erlebnisse sein, die an einem Ort stattgefunden haben. Aber immer sind die Hörpfade an geographische Koordinaten geknüpft, also direkt mit einem Ort auf der Karte verbunden.
Was hast das Köşk damit zu tun?
Das Köşk kann der Knoten- und Vernetzungspunkt sein, von wo aus Hörpfade entstehen. So ein offener Treff ist immer eine Chance für ein Viertel, sich zu vernetzen, mit anderen Initiativen, die sich auch mit der Geschichte dieses Viertels beschäftigen. Das Köşk liegt im Viertel, es ist ein offener, sichtbarer Raum, wo sich Leute aus verschiedensten Ecken, Generationen und Nationalitäten treffen. In so einem Raum können sich sicher die spannendsten Ideen und Konzepte für Hörbeiträge ergeben.
Wer kann mitmachen und wie?
Im Grunde kann jedeR mitmachen, so ab 16 Jahren aufwärts ist gut. Aber es könnten auch Familien oder Gruppen von Arbeitskollegen mitwirken, es könnten später auch Schulprojekte entstehen. Alle sind willkommen, die sich mit dem Viertel und seiner Geschichte näher beschäftigen möchten. Dadurch, dass die Hörbeiträge in Teams entstehen, kann jeder seine Qualitäten und Kompetenzen einbringen, so lernen alle voneinander und miteinander und entdecken neue Herangehensweisen.
Offene Audiowerkstatt: Geschichten aus dem Westend
Was ist das Besondere an unserem Viertel, dem Westend?
Gemeinsam gehen wir auf Spurensuche und erzählen die unverwechselbaren Geschichten unserer Lieblingsorte und Personen. Wir interviewen Zeitzeugen und Experten, beschreiben Bauwerke und Besonderheiten und produzieren daraus Audiostationen.
Ab 20. September jeden Dienstag von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr im Köşk
Teilnahme kostenfrei
magical-mystery – westend-tour
gemeinsame Stadtteil-Erkundung
3. Oktober – 15.00 Uhr
Treffpunkt Köşk
Weitere Informationen:
a.huber@kjr-m.de / J.Stroeder@kjr-m.de / elisabetta.mola@vhs-bayern.