VOLL, VOLLER, ÜBERVOLL!
Achtung, achtung, das ist kein Überfall! Nein, sondern ein ÜberVOLL! Dieser wunderbare Versprecher gibt schon auf fast freud’sche Art zu verstehen, worum es geht im ersten Theaterprojekt des neuen Theaterkollektivs Turbowerk MUC: Die totale Überforderung mit Reizen, Angeboten und Entscheidungsmöglichkeiten. Die künstlerische Leiterin und Regisseurin Manuela Mantini hat uns ein paar Fragen vorab beantwortet.
Was ist das Turbowerk? Wer steckt dahinter?
Das Turbowerk MUC ist unser freies Theaterkollektiv aus München und wir entwickeln unsere Stücke selbst.
Unser Ensemble besteht momentan aus vier Performerinnen und Performern sowie einen Dramaturgen und Regie. Die Performer*innen sind Amelie v. Godin, Kim Ranalter, Samantha Ritzinger und Danijel Sesar. Die Dramaturgie macht Denijen Pauljevic und für die Regie/künstlerische Leitung bin ich zuständig.
Das Erscheinungsbild des Ensembles ist auffallend heterogen zusammengesetzt: In ihm koexistieren Komponenten aus rund und dunkelschwarz neben spitz und spastisch, roh und unangepasst sowie kühl und blassblond.
Es geht uns auch darum, das Selbstverständnis von Sehgewohnheiten zu hinterfragen und letztlich die Frage nach der Legitimität der bestehenden Strukturen neu zu verhandeln. Wir sind non-exklusiv, eben ein Theaterkollektiv of all Backgrounds, wir machen Theater für ein Publikum of all Backgrounds. Außerdem umgibt uns ein grandioses Turbo-Netzwerk von Verbündeten aus allen Bereichen des künstlerisch-kreativen Schaffens der bildenden und darstellenden Kunst und Musik sowie der handwerklich, technischen Berufsfelder des Theaters, mit ihrem Potential an Equipment und Infrastruktur. Deren Commitment bereichert unsere künstlerische Arbeit und macht unsere Produktionen zu dem was sie sind, ein durchlässiges Gesamtkunstwerk.
Woher kommt der Name?
Also zuerst wollten wir uns „Theatrofant“ nennen, aber dann haben wir uns für was noch Größeres entschieden…
Wie habt ihr euch kennen gelernt? Seit wann arbeitet ihr zusammen?
Seit vielen Jahren arbeiten wir immer wieder in unterschiedlichen Kooperationen und Produktionen zusammen, kennen unsere Arbeitsweise, mit der wir die Stücke entwickeln, und erforschen darin unsere Ausdruckskraft in der uns eigenen Ästhetik. Dieses Frühjahr haben wir es konkret gemacht, uns das Ja-Wort gegeben und „Turbowerk MUC- das Theaterkollektiv“ gegründet.
Wie findet ihr die Themen, die ihr verhandelt, und wie formen diese sich dann zu einem fertigen Stück?
Der Ausgangspunkt für ein neues Projekt kann ein bestimmtes Ereignis sein oder eine Fragestellung, ein Phänomen unserer Zeit, das uns und unser Umfeld bewegt.
In Phase eins werden Recherchen zusammengetragen, die wir auch mit unserem Netzwerk und unserer Crowd öffentlich sondieren. In Phase zwei werden die Inhalte verknüpft mit Elementen aus den unterschiedlichen darstellenden Künsten (Theater, Musik, Tanz, Performance) und der bildenden Kunst, Medien und Technik. Anschließend wird das sich abzeichnende Stück zusammengesetzt und in seiner Dramaturgie weiterentwickelt bis es seine finale Form erreicht hat.
Die Inhalte unseres Stücks „Hände hoch, das ist ein Übervoll!“ gliedern sich lose in folgende drei Teile:
Es ist so laut – man hört nichts mehr
Es ist so viel – nix passt mehr rein
Es ist so schnell – nichts bewegt sich mehr
Diese drei Elemente werden kaleidoskop-artig gedreht und setzen sich zu immer neuen Bilder zusammen, welche sich im Finale bis ins Unerträgliche verschrauben und schließlich, extrem real-performativ in eigener Vehemenz und Ästhetik entladen.
Die Rahmenhandlung spielt an Bord eines Flugzeugs mit einem äußerst sympathischen Team von Stewardessen und einem Steward, bei der sich das Publikum als Passagier verstehen darf.
„Hände hoch, das ist ein Übervoll!“ – Wie seid ihr auf diesen Titel gekommen?
Eine hatte sich einfach versprochen, in völlig anderem Kontext und die Andere hat’s gehört: es war der gegossene Titel für unser Stück!
Was inspiriert euch? Warum macht ihr Theater, was ist das spannende daran?
Im Prinzip inspiriert uns alles. Wahnsinn, Unsinn, Feinsinn, Dumpfsinn, No-sinn…Sinn?!.. Theater ist doch ein Spiegel der Gesellschaft, ein Live-Diskursort, es ist eine Hommage an das Jetzt, an die Flüchtigkeit und das Miteinander in diesem einen Moment und dabei im direkten Austausch mit dem Publikum zu sein.
Was ist Performance für euch?
Turbo!
HÄNDE HOCH, DAS IST EIN ÜBERVOLL!
Performance/Theaterstück von „Turbowerk MUC – Das Theaterkollektiv“
SO 14.02.2016 um 20.00 Uhr
SA 20.02.2016 um 20.00 Uhr
Einlass: 30 min. vor Spielbeginn
Eintritt: 10.- / 7.- erm. / frei für Menschen ohne Arbeitserlaubnis oder Einkommen
Karten reservieren und weitere Infos unter www.turbowerk-muc.com
oder per Email an karten@turbowerk-muc.de
Fotos: Stefan Loeber
Manuela Mantini / künstlerische Leitung und Regie