Ein/Ausgesperrt – Ausstellung von Juliane Haerendel

Ein/Ausgesperrt – Gefängnisse in Deutschland

Ausstellung mit Fotografien und Texten von Juliane Haerendel

>>> Einen aktuellen Beitrag (ab Minute 22:21) vom Bayerischen Rundfunk über Juliane Haerendels Arbeit und ihre Ausstellung im Köşk findet ihr hier >>>

4. bis 13. Mai 2023
Köşk, Schrenkstr. 8, 80339 München
Zutritt barriere- und kostenfrei

PROGRAMM

4. Mai
19 Uhr Vernissage

5. Mai
18 Uhr Vortrag und Lesung von Thomas Galli, Rechtsanwalt und Regierungsdirektor a.D. sowie Autor des Buches Weggesperrt: warum Gefängnisse niemandem nützen
21 Uhr Konzert der Münchner Musiker*innen Pinkhair Cloutgang, Blushy AM und Carel Binks

6. Mai
11 Uhr Workshop Porträtfotografie mit Juliane Haerendel

für alle zwischen 16 und 27 Jahre | kostenfrei | keine Vorkenntnisse nötig | Equipment vorhanden, kann aber auch gerne mitgebracht werden | Anmeldung: oe_werkstatt@kjr-m.de

11. Mai
20 Uhr Klavier & Gesang von Elles (@ludilike)

12. Mai 2023
19 Uhr Lesung von Ronen Steinke aus seinem Buch Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich

ÖFFNUNGSZEITEN DER AUSSTELLUNG
Samstag und Sonntag von 10 bis 19 Uhr
Mittwoch bis Freitag von 16 bis 21 Uhr

Die Entwicklung hin zum modernen Strafvollzugssystem beginnt im 19. Jahrhundert. Die Leibesstrafe verschwindet, Gefängnisse treten an die Stelle von Folter und Kerker. Ziel ist nicht länger der Körper des Delinquenten, sondern der Geist. Ebenfalls neu ist die Frage nach der Zurechnungsfähigkeit des Täters: Er kann zwar schuldig und doch nicht schuldfähig sein. Es kommt zur Auflösung des Zusammenhangs zwischen Schuld und Strafe. Gleichzeitig verschwindet der Straftäter aus der Gesellschaft; statt wie im Mittelalter ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit gestellt zu werden, wird er nun vor den Blicken verborgen und hinter hohen Mauern weggesperrt. Er ist nicht länger Teil der Gesellschaft, nicht während der Dauer der Freiheitsstrafe und in vielen Fällen auch danach nicht mehr.
Betrachten wir den aktuellen Justizvollzug in Deutschland, sehen wir ein System, das armutsbetroffene, suchtkranke und wohnungslose Menschen benachteiligt. Maßnahmen zur Resozialisierung dienen eher als Feigenblatt, um Missstände zu kaschieren, und fokussieren sich vor allem auf die Ausbildung tüchtiger Arbeitskräfte. Rückfallquoten von bis zu 70% sind ein Zeugnis der Ineffektivität des Systems. Gefängnisse zeigen also nach wie vor wie ein Brennglas gesellschaftliche Problematiken auf. Doch man muss sich auch fragen: Repräsentiert das Strafsystem die Werte der demokratischen Gesellschaft, die wir gerne wären?

In der Ausstellung Ein/Ausgesperrt werden Fotografien und Erzählungen von Menschen gezeigt; vor, während und nach ihrer Haftstrafe. Die Geschichten, die sie bereit waren zu erzählen und die Juliane Haerendel fotografisch und textlich festgehalten hat, zeigen verschiedene Perspektiven auf das Thema: manche kritisch, manche positiv. Außerdem liefern Expert*innen, Sozialarbeiter*innen und Justizvollzugsbeamt*innen weitere Sichtweisen, um ein tieferes Verständnis zu erhalten. Die Ausstellung erlaubt den Besuchenden einen Blick hinter die Gefängnismauern zu werfen, in eine Welt, die den meisten sonst verschlossen bleibt.

Im Rahmen des Ausstellungsprojekts hat Juliane Haerendel ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt: Rechtsanwalt und Regierungsdirektor a.D. Dr. Thomas Galli hält am Freitag, 5. Mai 2023 um 18 Uhr einen Vortrag zur Abschaffung der Gefängnisse und liest aus seinem Buch Weggesperrt: warum Gefängnisse niemandem nützen. Anschließend werden die Münchner Musiker*innen Pinkhair Cloutgang (Bedroom Pop trifft auf energische Trapbeats und Autotune Hip Hop), die 28-jährige Singer-Songwriterin Blushy AM sowie der junge Rapper Carel Binks ein Konzert spielen. Für alle zwischen 16 und 27 Jahren bietet Juliane Haerendel am Samstag, 6. Mai ab 11 Uhr einen kostenfreien Workshop zur Portraitfotografie an. Am Donnerstag lädt Elles (Klavier & Gesang) zum Live-Konzert – zu erwarten ist ein Potpourri aus eigenen Nummern, einigen ausgewählten Covern und Werken aus dem Musical-Fach. Am Freitag, 12. Mai 2023 um 19 Uhr liest der Jurist, Journalist und Autor Ronen Steinke aus seinem Buch Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich und beantwortet anschließend Publikumsfragen. Juliane Haerendel ist während der Ausstellungsöffnungszeiten anwesend und steht gerne zum Austausch und für Fragen zur Verfügung.

Juliane Haerendel ist junge Fotografin aus München. Sie beschäftigt sich von jeher mit Politik und Gesellschaft: Wie kann das Zusammenleben organisiert werden? Wie kann sich jeder nach seinen Möglichkeiten entfalten? Welchen Rahmen muss ein Staat dafür schaffen? Mit der Fotografie möchte sie diese Fragen auf einer neuen Ebene reflektieren, Probleme aufzeigen und Denkanstöße liefern. (https://julianehaer.com | Instagram: @julianehaer & @einausgesperrt)

Fotos: Juliane Haerendel, Amelie Niederbuchner (Juliane Haerendel), Amin Akhtar (Ronen Steinke)

Mit freundlicher Unterstützung des Stadtjugendamts / Sozialreferat der Landeshauptstadt München sowie dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst