Lärm um NICHTS

Dass Nichts für Unmut sorgen kann, ist uns neu! Vom 15. bis 17. Januar fand im Köşk die performative Ausstellung DAS NICHTS IM LEEREN RAUM statt und bereitete offensichtlich im Vorfeld einigen besorgten Bürger*innen beträchtliche Bauchschmerzen…

Ein Westend-Ansässiger fühlte sich offensichtlich in seiner nicht-esoterischen Haltung zum Leben behelligt und klagte:

„Wo vor Kurzem noch eine geschätzte Stadtbücherei war, ist nun ein völlig sinnloser Kunstraum entstanden. Im sogenannten „Köşk“ wird derzeit eine Ausstellung mit dem Titel „Nichts im leeren Raum“ ausgestellt. Dort werde laut dem Westender-Anzeiger unter anderem eine (Achtung!) „esoterisch-künstlerische Yoga-Anleiterin die Kunst für die Besucher physisch erlebbar machen mittels Yoga- und anderen Körperübungen und Detox-Methoden sowie Anregungen selbst performative Verrichtungen durchzuführen“.“

In diesem Fall hätte ein Besuch bei DAS NICHTS IM LEEREN RAUM sicherlich wohlgetan, um mittels Nitta-Yoga festgefahrene Meinungen und Vorurteile zu lockern, und den Geist mal von Grundauf zu entleeren und entspannen – wie die Gäste auf dem folgenden Bild:

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Eine Facebook-Userin kommentierte die ernsthaften Bemühungen des Instituts für angewandte Raumaneignung (Veranstalter) mit:

„Ja,ja….die Nihilisten… Überall ist es schön, aber am schönsten ist es Nirgendwo…. Das Nichtstun ist keine Kunst…das ist für die meisten der Normalzustand! Das Nichtsdenken ist auch keine Kunst, meine Lieben! Ihr wollt nur auffallen mit eurem nichtvorhandeme Gehirn. Denn Hirnlosigkeit ist auch eine Form von Kunst – . Ihr verkauft es sogar an andere noch hirnloseren!“

Hier muss natürlich nachdrücklich betont werden, dass der Eintritt zur Ausstellung kostenfrei war, also NICHTS kostete.

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Viele Menschen fühlten sich vom nichts-sagenden Einladungstext angesprochen und statteten der Ausstellung einen Besuch ab – die sie erhellt und entspannt wieder verließen. Denn trotz der angekündigten Leere war doch einiges geboten und die Besucher*innen konnten sich ganz vorzüglich langweilen und dem Nichts-Tun hingeben. Hier im Bild oben ist zu sehen, wie Herr Nowotny die Gäste mittels eines Aktbildes über die Präsenz der Absenz aufklärt, während Frl. Nicole anderen Gästen (nicht im Bild) vorführt, wie sie mittels Nitta-Yoga Perspektivwechsel und innere Entleerung anstreben können.

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Besonders schön wirkte sich die Leere auf die Ernsthaftigkeit aus, mit der die Besucher*innen die abwesenden Werke betrachteten, wie hier zu sehen ist. Gestört von der Abwesenheit der Exponate oder der Anwesenheit anderer Betrachter*innen fühlte sich niemand der Anwesenden, obwohl es zuvor erwähnte Facebook-Userin so heraufbeschwören wollte:

„…und wenn es geht [am besten] – unsichtbar – [kommen], damit die Nichtanwesenden sicht nicht gestört werden – So eine Schwachsinn habe ich noch nie gehört, bzw. noch nie NICHT gehört – Ist die Menschmeiht noch normal ????? ach Ihrem Schema müßte das heißen: Sie sind herzlich nicht eingeladen, nicht zu kommen- aber dann hätten Sie Peche gehabt. Schade, um einen schönen Raum so zu misbrauchen…. unterm dem Motto „Kunst“…“

Ja, sehr schade, dass diese Dame die Ausstellung nicht mit einem Besuch beehrt hat, um sich mittels der angebotenen Entspannungs- und Entschlackungspraktiken mal gründlich von festgefahrenen Meinungen und Vorurteilen zu befreien und ihre innere Mitte zu finden.

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Und wer sich immer noch schwer tut, sich eine Ausstellung über das  NICHTS vorzustellen, erhält hier einen Bewegtbild-Eindruck von Herr Nowotnys kompetenten Vorträgen über die Vermeidung des Begehrens mittels der Betrachtung des Nicht-Vorhandenen:

Fotos und Video: Andrea Huber